Eigenthum der deutschen Fiktion
Obwohl heute der Begriff „Nation“ keine alltägliche Verwendung mehr findet, hat er doch eine historische Relevanz, welche die Machtstrukturen und das Kulturverständnis im deutschsprachigen Raum nachhaltig prägen. Das Wort „Fiktion“ schafft Bewusstsein, dass die „deutsche Nation“ eine im 19. Jahrhundert konstruierte Sprach- und Kultureinheit beschreibt. Das Selbstverständnis als Nation förderte in Deutschland nicht nur den gesellschaftlichen und politischen Zusammenhalt, sondern begünstigt Rassismus und ein starres Kulturverständnis, wodurch Millionen von Menschen Diskriminierung erfahren, und von einer Teilhabe auf Augenhöhe ausgeschlossen werden.
Schon ein einzelner Mensch kann viele, auch scheinbar gegensätzliche Kulturen und gesellschaftliche Anbindungen in sich vereinen. Wie könnte der Begriff der Nation über 80 Millionen solcher Individuen in Deutschland gerecht werden?
Lebensrealität und historisches Konstrukt sind an dieser Stelle schon lange auseinandergedriftet, waren eigentlich nie deckungsgleich, sondern immer ein Wunschtraum, eine Fiktion von Ideokraten.
Faktisch ist Deutschland ein durch Migration geprägtes Land, das stetig neue Kultureinflüsse und Sprachen gewinnt.
Der erste Schritt zur Auflösung der Fiktion „deutsche Nation“ ist es sie zu erkennen.
Der Grundstoff für neue Visionen gesellschaftlichen Miteinanders wird mit dem Global Art Festival entwickelt. Wenn das Museum Eigentum der deutschen Fiktion ist, dann ist dies genau der richtige Ort, um per Intervention die Nation zu transzendieren und das Museum zum Experimentierfeld kulturellen Wandels zu erklären.