Acht Protagonistinnen, stehen im Mittelpunkt des Filmes „Millis Erwachen“ der Künstlerin Natasha A. Kelly. Sie haben gemeinsam, dass sie als dunkelhäutige Frauen mit afrikanischen Wurzeln in Deutschland ihren Lebensmittelpunkt verorten und im weitesten Sinne im Kunstkontext tätig sind.
Die Arbeit widmet sich der Frage, wie diese Frauen in der Beschäftigung mit Kunst ein Mittel gefunden haben, der emotionalen Isolation und gesellschaftlichen Unterdrückung zu begegnen, die ihnen die weiße Mehrheitsgesellschaft in Deutschland entgegenbringt. BIPoC- Frauen kämpfen seit jeher mit Exotisierung, Erotisierung und Objektifizierung durch den männlichen weißen Blick, tradiert und manifestiert in den verschiedenen Formen und Gattungen der Kunst. Zur Blütezeit des deutschen Kolonialismus bedienten sich namhafte Künstler des Expressionismus des Motives der schwarzen Frau, so auch Ernst Ludwig Kirchner in seinem 1911 geschaffenen Gemälde „Schlafende Milli“, das eine nackte schlafende Frau dunkler Hautfarbe auf einer Couch liegend zeigt. Der Film von Natasha A. Kelly wechselt die Perspektive: Statt des weißen männlichen Betrachterstandpunktes steht nun die Gedanken- und Gefühlswelt der „Muse“ im Fokus, Milli erwacht sinnbildlich. Die Protagonistinnen unterschiedlichen Alters kommen zu Wort, sie zeigen, wie es ihnen durch ihre künstlerische Arbeit gelungen ist, die gängigen kolonialtradierten Stereotype zu überwinden und ihre eigene selbstbestimmte Identität als dunkelhäutige Frauen innerhalb der weißen deutschen Mehrheitsgesellschaft auszuformen.
Dr. Natasha A. Kelly ist freie Autorin, Kuratorin und Wissenschaftlerin. Der Forschungsschwerpunkt der Kommunikationssoziologin liegt auf der Auseinandersetzung mit Feminismus und (Post-)Kolonialismus. Das Ziel ihrer Arbeiten ist eine Verbindung von Theorie und Praxis. Transferleistungen zwischen Wissenschaft, Geschichte und Politik sollen ermöglicht werden. „Milis Erwachen“ wurde unter anderem bei der 10. Berlin Biennale gezeigt, ebenso im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, der Bundeskunsthalle in Bonn und im Kirchner Museum in Davos.